Wednesday, 17 January 2007

Daums Problem: der Kader

Zweitligisten im kicker-Test: 1. FC Köln

Der Sturz des Top-Favoriten 1. FC Köln ging unter seinem renommierten Trainer-Neuzugang weiter. Klar, denn Zaubern kann er nicht.

Die Neuen

19 plus 13 ― das ergibt nicht nur 32, nein, es ist die Formel, die das Versagen der FC-Verantwortlichen dokumentiert. 19 Spieler gingen vor dieser Saison, 13 neue (inklusive der aktuellen Nachverpflichtungen) kamen. Das Fatale: Über keinen von ihnen gäbe es irgendetwas Positives zu sagen. Klar, Adil Chihi weckt Hoffnungen. Broich legte ein paar Tore auf. Ansonsten? Chaos pur im Kader, den Hans-Peter Latour und Michael Meier nach bestem Wissen und Gewissen, allerdings frei von jeglicher Sachkenntniss zusammenzimmerten. Erschreckend die fehlende Schnelligkeit bei Haas, die Fehlerquote bei Ehret, die Aussetzer von Mitreski, die Beliebigkeit von Spielern wie Lagerblom oder Baykal. Das Ganze toppte man dann mit dem Kauf des mit 1,4 Millionen Euros teuersten Zweitligaspielers, Milivoje Novakovic. Wundert es im Ernst jemanden, dass dem die Klasse fehlt? Köln und seine Transfers ― Absurdistan am Rhein!

Gewinner und Verlierer

Es gibt keine Gewinner in Köln. Die einzigen Kandidaten, Patrick Helmes und Matthias Scherz, sind verletzt bzw. ohne Perspektive. Ansonsten Verlierer, wohin man schaut: Trainer-Darsteller Latour, Manager Meier, Präsident Overath, und bis dato auch der neue Trainer, der mit dieser Hinterlassenschaft noch kein Spiel gewinnen konnte.

Stärken und Schwächen

Die Stärke des 1. FC Köln pausiert wegen eines Mittelfußbruchs seit dem 25. September und absolviert momentan Krafttraining und Aquajogging. Patrick Helmes wird wohl nicht fit zum Rückrundenstart. Besser sieht es aus bei Lukas Sinkiewicz, der sich nach Kreuzbandriss zurückmeldet und der wackligen Defensive, der jeglicher Fixpunkt fehlt, Stabilität verleihen kann. Mit den Schwächen dieses zusammengeschusterten Kaders könnte man Bücher füllen, fürs Erste reichen der Blick auf den Haushalt (ca. 40 Millionen Euro) und die diesem immensen Geldfluss entgegenstehende Platzierung in der Tabelle (Platz 10 in der Zweiten Liga).

Trainer und Umfeld

Christoph Daum und Roland Koch stehen für Erfolg. Deshalb bemühten sich die Verantwortlichen des 1.FC Köln so sehr um sie. Wofür sie nicht stehen, ist Zauberei. Daum und sein Team werden womöglich noch härter arbeiten müssen, als sie dies jemals für möglich gehalten haben. Denn entgegen dem Glauben der meisten Kölner gibt es kein Gesetz über die Erstligazugehörigkeit des Klubs. Da braucht es viel mehr als die von Manager Michael Meier geforderte "elitäre Arroganz", der Trainer muss die Spieler auf Vordermann bringen und im Umfeld dafür sorgen, dass die notorischen Schwätzer sich zurückhalten und die Demut üben, die einem derart gestürzten Top-Favoriten gut zu Gesicht stünde.

Fazit und Prognose

Ein Dutzend Punkte Rückstand auf Rang drei sind nicht aufzuholen. Der FC wird sich verbessern, letztlich aber für die schlimmen Sünden der Vergangenheit büßen und nach- sitzen müssen.

Frank Lußem
im kicker.de, 8/1-7
Foto: © imago

Die Analyse finde ich richtig, interessant und gut formuliert (ausser die Konklusion, aber das liegt wohl an meinem Optimismus und daran, dass ich Köln-Fan bin)…
Viel Glück, Geissböcke! Mer stonn zo Dir!
Bjørn

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