Wednesday 4 February 2004

LesBar — Eine ganze Stadt nur für Bücher

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In Südkorea steht die einzige Buchstadt der Welt, die Paju Book City. Seung Hyun Moon vom koreanischen Verlegerverband stellt dieses einzigartige Wirtschafts- und Kulturprojekt vor.

Die Buchstadt wurde als Modell einer Branchenstadt von einer Kooperative koreanischer Verlage als Antwort auf die hoch technologisierte Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts entworfen und mit Unterstützung der koreanischen Regierung ins Leben gerufen.

Synergien entlang der Freiheitsstraße

Wenn man die "Jayuro" (Freiheitsstraße) entlang von Seoul aus in Richtung Norden fährt, gelangt man nach rund dreißig Kilometern zur Paju Book City. Die Buchstadt wurde nach dem Bau der Straße am Rande eines frei liegenden Geländes errichtet. Die "Freiheitsstraße", an der Paju liegt, könnte bei einer Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea mit der Straße verknüpft werden, die in die nordkoreanische Hauptstadt Pyöngyang führt.

Das außerordentliche Buchstadt-Projekt wurde im Jahre 1989 ins Leben gerufen. Die erste Bauphase wurde im September 2003 abgeschlossen. Bisher haben sich etwa vierzig Firmen in der Buchstadt niedergelassen. Sie gehören der Paju-Book-City-Kooperative an, die insgesamt 193 Mitglieder zählt. Eine zweite Bauphase der Paju Book City ist vom Januar 2005 bis Dezember 2008 geplant.

Ziel der Betreiber ist es, dass sich in Paju langfristig einige Hundert buchbezogene Firmen ansiedeln und der gesamte Prozess — die Planung, Produktion und Rezeption — von Büchern, Kultur und Information an einem Ort versammelt stattfindet. Laut Bebauungsplan wird sich die Book City nach Abschluss aller Bauarbeiten auf einer Fläche von 150 Hektar und einer Länge von 4,5 Kilometer erstrecken.

Weil in der Book City nicht nur Verlage sondern auch Druckereien und Logistikfirmen ansässig sind, ist ein großer Synergie-Effekt zu erwarten, der sicherlich zu weiterem Wachstum der koreanischen Verlagsindustrie beitragen wird. Man rechnet u.a. damit, dass sich die Produktions- und Logistikkosten um 33 Prozent (1,3 Millionen Euro) reduzieren werden. Darüber hinaus will die Buchstadt zu einer kulturellen Attraktion in dem ehemaligen Militärgebiet und zu einem internationalen Ausstellungs- und Konferenzort werden.

Wegen ihrer Lage zwischen Seoul und Pyöngyang könnte ihr im Falle der Wiedervereinigung Koreas eine weitere Bedeutung zukommen: Sie könnte die Rolle einer kulturellen Brücke zwischen beiden Teilen eines wiedervereinigten Korea spielen.

Paju, eine ehemalige Militärstadt in der Nähe der Grenze mit Nordkorea, versucht seit den 1990er Jahren sein graues Image abzuwerfen und sich zu einer Kulturstadt weiter zu entwickeln. Dieses Bestreben traf auf die Ambitionen der koreanischen Verleger, einen weltweit einzigartigen Buchindustriekomplex zu gründen. Seinen Erfolg sichern die finanzielle und administrative Unterstützung der Stadt Paju und der koreanischen Regierung.

von Seung Hyun Moon
Manager für Internationale Kooperationen im Koreanischen Verlegerverband


Quelle: Frankfurter Buchmesse Newsletter

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